Text: Mario Bastady
Fotos: Joshua Grom, Mario Bastady, Sebastian Uhrig
Bei reacha sind wir immer auf der Pirsch nach echten Abenteuern. Die Reise nach Victoria Island? Ein echtes Highlight! Hier erzählen wir euch die Story von Mario, Josh und Sebi, die mit unserem reacha pro die Wildnis Kanadas gemeistert haben. Packt euch warm ein, wir nehmen euch mit auf eine wilde Fahrt!
DIE ENTDECKUNG DER GEHEIMNISVOLLEN INSEL
Eine Insel in einem See, auf einer Insel in einem See, aus einer Insel (im Ozean). Im Jahr 2016 stieß mein Kindergartenfreund Josh erstmals im Internet auf die mysteriöse Insel auf Victoria Island, die sich als die achtgrößte Insel der Welt im arktischen Gebiet nördlich von Kanada befindet. Seitdem ließ Josh, der mittlerweile 31 Jahre alt ist, die Idee, diese Kuriosität aus eigener Kraft zu erreichen, nicht mehr los und wurde zu einem kleinen Traum. Doch die Umsetzung erforderte einige Zeit der Planung: So wurden digitale Karten von Victoria Island durchforstet, überlegt, welche Ausrüstung benötigt wird und wie diese beschafft werden kann. Auch mussten Mitstreitende gefunden werden, welche Josh schließlich in Sebi (28) und mir (Mario, 33) fand.
Die letzten Vorbereitungen für die Expedition starten.
VORBEREITUNG UND PLANUNG DER EXPEDITION
Nach einem gemeinsamen digitalen Kennenlernen begannen wir mit regelmäßigen Treffen. Eine der größten Herausforderungen war die Suche nach Sponsoren, aber auch die Entscheidung, auf welche Art wir denn vor Ort Reisen wollten und vor allem wie die 80 kg Ausrüstung pro Person transportiert werden sollen. Beide Fragen sollte uns reacha beantworten können. Die kleine handwerkliche Firma zeigte sich begeistert von unserer Idee und bot uns mit dem reacha pro eine tolle Lösung an.
Die gegenseitige Sympathie ermöglichte eine tolle Zusammenarbeit und zügig versorgte uns reacha mit dem notwendigen Equipment zu Testzwecken. So übten wir drei uns auf verschiedene Weisen mit unseren Fortbewegungsmitteln: Josh belud es mit diversen Wasserflaschen als Gewicht und testete es im (sumpfigen) Wald; Sebi entschied sich ebenfalls für den Wald, benutzte aber Steine als Ladung; Ich verzichtete sowohl auf Wald als auch auf materielle Zuladung und zog einen Teil meines Freundeskreises durch Hamburg und Umgebung. Während der Spazierfahrt erfreuten sich die Transportierten bestem Wetter, sodass alle Wiederholungen einforderten.
ANPASSUNG UND TEST DES REACHA
Damit wir dann auch auf Victoria Island mit dem sehr unebenen Untergrund zurechtkommen würden, passten wir den reacha an unsere Bedürfnisse an; denn was wir mit ihm vorhatten, glich einer sehr starken Zweckentfremdung. Es begann ein kleiner Wettlauf gegen die rinnende Zeit in den nächsten Wochen und die vorzunehmenden Anpassungen am reacha gelangen erst – wie kann es anders sein?! - in den letzten Tagen vor dem Flug. So konnten wir durch den Einbau einer Achse zwischen den zwei Reifen an Stabilität gewinnen. Dadurch wurde (leider) der Wechsel auf kleinere Reifen nötig, was durchaus ein größeres Zugeständnis werden sollte. Mit einem Geschirr für Pulkas wollten wir die reacha dann hinter uns herziehen, ohne dabei die Hände nutzen zu müssen.
Für die Wasserpassagen planten wir den Einsatz eines Packrafts pro Person. Dies sollte uns genügend Flexibilität verschaffen, da wir am Ende der Expedition mehrere Gewässer überqueren mussten, um die Third Order Island zu erreichen. Wir machten uns auch Gedanken über unsere Sicherheit, insbesondere über die Möglichkeit, auf Eisbären zu treffen. So diskutierten wir über diverse Maßnahmen und entschieden uns unter anderem für ein Tripwire, einen provisorischen Bärenzaun mit analogen Alarmen, der potenzielle Besucher ankündigen sollte. Außerdem hatten wir eine umfangreiche Reiseapotheke und auf mehrfaches Anraten der Lebenden auf Victoria Island auch ein Gewehr für den Notfall mit dabei.
Kurz vor dem Flug war ich nervöser und gespannter als je zuvor angesichts der bevorstehenden Herausforderungen! Leider gab es am Flughafen weitere Komplikationen: Eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft konnte die fehlende Einreiseerlaubnis eines unserer Teammitglieder zum Glück noch organisieren, und die Mitarbeitenden im Sicherheitsbereich am Flughafen verhinderten überraschenderweise, dass wir einen Leatherman im Handgepäck mitführen konnten, sodass wir nur noch einen davon hatten. Aber dann ging es endlich los!
Joshua erklärt uns Ihr Vorhaben und den umgebauten reacha PRO
Erste Eindrücke: Ankunft auf Victoria Island
Nach mehreren Zwischenstopps und kurz vor unserer letzten Landung konnten wir die ersten Blicke auf Victoria Island erhaschen. Aus dem Flugzeugfenster sahen wir endlose Landschaften, die noch glatter erschienen, als wir es uns vorgestellt hatten. Grüne und braune Flächen wechselten sich mit zahllosen Gewässern ab. Egal wohin wir sahen, es gab massenhaft Seen und Flüsse, die die Insel durchzogen. Plötzlich waren wir mittendrin. Monatelange Planung lag hinter uns, und vor uns lag unser größtes Abenteuer.
Noch nicht ganz fassend, was uns erwartete, begannen wir, unser Gepäck vor dem winzigen Flughafen zu sortieren, zu packen und unsere reacha bereitzumachen. Die Moskitos begrüßten uns mit den ersten Stichen, und die Sonne überraschte uns. Die nächsten Stunden verbrachten wir mit den letzten Vorbereitungen und dem Kauf von Flüssiggas für unsere Kocher.
Die erste Verschnaufpause auf Third Order Island
Der Rhythmus des Abenteuers: Tägliche Routinen und Herausforderungen
Die ersten Tage verliefen nicht reibungslos. Wir mussten tägliche Routinen entwickeln und verfeinern. Das erforderte mehr Kommunikation und Absprachen untereinander, insbesondere beim Auf- und Abbau des Lagers sowie beim sicheren Beladen unserer reacha. Wir durchlebten auch den Verlust verschiedener Ausrüstungsgegenstände, darunter meine zwei Wasserflaschen, ein Stirnband und später ein wichtiges Teil der Pumpe für die Packrafts. Josh war (gezwungenermaßen) überzeugt, dass wir auch ohne ausgedruckte Karten unseren Weg finden würden, und Sebi trennte sich des Öfteren von Gegenständen, die wir später glücklicherweise wieder auflesen konnten.
Allgemein kann man sagen, dass die Tage sich durchaus ähnelten und sich stets einem bestimmten Rhythmus unterwarfen. Dieser wurde vor allem beeinflusst durch das Wetter, welches uns anfangs wohlgesonnen war. Obwohl auch festzuhalten ist, dass es keine angenehme Kombination aus Wetter und Moskitos gab: Zeigte sich die Sonne – wie in den ersten Tagen – von ihrer strahlenden Seite, so waren auch die summenden Monster stets nicht fern, sodass trotz warmen Temperaturen langärmlige Kleidung vor ihnen schützen musste. An einem typischen Tag standen wir gegen 8 Uhr morgens auf und benötigten etwa zwei Stunden, um Frühstück zuzubereiten, zu packen und unsere Zähne zu putzen. Dann legten wir durchschnittlich 5 km zu Fuß mit unseren reacha oder auf dem Wasser zurück und machten Mittagspause. Am Nachmittag setzten wir unsere Reise fort, bis wir zwischen 17 und 19 Uhr das Lager aufbauten.
Das Camp der drei Abenteurer, immer mit dabei, der reacha.
Entscheidende Anpassungen und unvergessliche Erlebnisse
Am dritten Tag bogen wir ins Landesinnere ab und verließen endgültig die letzten Anzeichen der Zivilisation. Unter größter Anstrengung schleppten wir unsere reacha 2km einen langen und wenig steilen Anstieg hinauf. Ich konnte kaum 30 Sekunden laufen, ohne danach auszuruhen und Luft zu holen. Schließlich setzten wir alles auf eine Karte und schoben die reacha zu dritt die letzten Meter bergauf. Am nächsten Tag reagierten wir auf die gepäck-bedingte Überladung und ein jeder reduzierte notwendigerweise sein Gewicht um fast 30 kg. Ersatzreifen, Kleidung, Lampen, Powerbanks und zusätzliches Essen wurden abgeladen und am Ufer des Sees deponiert. Jetzt hatten wir noch 18 Tage Zeit, unser Ziel zu erreichen. Für mehr Tage hatten wir nun keine Nahrung mehr dabei. Mit dieser Entscheidung änderten wir auch unsere ursprüngliche Route und wichen von der Idee ab ganz Victoria Island zu durchqueren. Wir hatten nun nur noch Inception Island im Visier.
Am nächsten Tag wurden wir von Regen begrüßt. Der Blick auf den See, den wir mit unseren Packrafts überqueren mussten, zeigte Sturm, Gegenwind und hohe Wellen. Wir hatten die boote vorbereitet und konnten diese nun beladen und seetüchtig machen. Wir hatten nahezu keine praktischen Erfahrungen bei der Nutzung von Packrafts vorzuweisen und unterschätzten die bevorstehende Herausforderung. Obwohl wir vereinbart hatten, eng beieinander zu fahren, war es schwierig, einander im Auge zu behalten. Die Wellen brachen ständig über uns herein und fanden ihren Weg ins Boot. Nach etwa 20 Minuten, auf halber Strecke, hätte Sebi sein Packraft als Swimmingpool nutzen können, so hoch stand das Wasser. Inmitten dieses Naturschauspiels fühlten wir uns klein und hilflos. Wahrscheinlich hatte sich zwischenzeitlich auch ein wenig Panik in mir breitgemacht. Später wechselten wir vom Boot zurück auf unsere reacha und setzten unsere Reise zu Fuß fort. In den kommenden Wochen würden wir diese Wechselroutine aufgrund vieler ähnlicher Situationen fast perfektionieren.
Die Landschaft auf Victoria Island war flach und weitläufig. Es gibt keine Bäume oder Pflanzen, die höher als bis auf Kniehöhe wachsen. Der Boden war löchrig, uneben und verlockte den reacha stets zum Verweilen zwischen den kuhlenartigen Vertiefungen, die einem Kartoffelacker nicht ganz unähnlich waren. Wir tauften diese mal trockene, mal nasse Bodenbeschaffung liebevoll Buckelpiste. Diese machte einen Großteil des Untergrunds aus und harmonierte nicht zu jedem Zeitpunkt mit dem reacha. Gelegentlich konnten wir zu steinigem Untergrund wechseln, der oft das Ende eines langen Anstiegs markierte. Hier konnte der reacha dagegen seine Stärke ausspielen und tatsächlich rollen. Diese Abschnitte versuchten wir in unserer Routenplanung zu berücksichtigen und akzeptierten gegebenenfalls Abweichungen von der direkten Linie.
In der Mitte der Expedition stach ein Tag besonders hervor. Während uns der vorherige Tag mit bestem Wetter verwöhnt hatte, war der jetzige trüb und regnerisch. Wir lagen im Zelt und warteten vergebens auf das Vorüberziehen. Schließlich entschieden wir uns, die Packrafts vorzubereiten, da der Regen allem Anschein nach nicht aufhören würde. Seit einigen Tagen hatten Sebi und Josh Pläne geschmiedet, unsere Boote mit einem DIY-Segel aufzurüsten. Während ich die beiden belächelte, begannen sie mit der Umsetzung ihres Projekts. Und sie hatten Erfolg! Der Regen hörte auf, aber der Sturm blieb, sodass der Wind das aus einem Poncho improvisierte Segel angriff und unsere Packrafts mühelos in die geplante Richtung blies. Wir grinsten uns staunend an und erfreuten uns wie kleine Kinder dieses Abenteuers.
An diesem Tag legten wir fast 17 km zurück, und alles, was wir tun mussten, war, das Paddel ins Wasser zu tauchen, um die Richtung zu halten. So steuerten wir markante Ziele in zwei oder drei Kilometer Entfernung an, die Josh mit dem GPS-Gerät navigierte. Abends erreichten wir eine kleine, schöne Insel, auf der wir unser Lager inmitten eines windigen Sturms aufschlugen. Ein Karibu gesellte sich zu uns, das uns von der anderen Seite des Sees aus bemerkt hatte und herüberschwamm. Es war nicht das erste Mal, dass wir solch majestätische und neugierige Karibus aus der Nähe sehen konnten. Einige Tage zuvor hatten wir zudem eine weitere Tierbegegnung gehabt: Während wir entlang der Küste auf dem Meer paddelten, sahen wir einen Wolf am Ufer entlanglaufen. Es war eine distanzierte Begegnung, aber dennoch faszinierend.
Gefühlt endlose Weiten auf Victoria Island
Das große Finale: Das erfolgreiche Ende der Expedition
In den letzten Tagen hatten wir keine Probleme mehr mit Moskitos, stattdessen plagte uns das schlechte Wetter. Es regnete ununterbrochen, und wir mussten mit starkem Wind und sinkenden Temperaturen klarkommen. Als Team waren wir nicht ausschließlich unglücklich über die Wetterbedingungen. Natürlich hätten wir uns über Sonnenschein gefreut, aber wir wussten, dass Victoria Island nicht umsonst in arktischen Gefilden liegt, sodass es uns absurd vorgekommen wäre, hätten wir dies auch nicht am eigenen Leib erfahren.
In den letzten Etappen unserer Expedition hatten wir den Wechsel zwischen Packraft und reacha so oft durchzuführen, dass wir schließlich aufhörten, die Boote ständig aufzublasen. Stattdessen drehten wir sie schlicht um, legten sie auf die reacha und sicherten sie dort. Unsere Karawane sah nun aus wie eine Aneinanderreihung von mehren Lastwagen. Aber es funktionierte! Schließlich näherten wir uns der Third Order Island mit jedem Schritt und jedem Paddelschlag. Wir fühlten uns beflügelt von der Aussicht auf das Ende unserer Reise und wurden schneller. Das Ziel schien greifbar, und wir konnten uns das erste Mal vorstellen, die Früchte unserer Bemühungen zu ernten. Nur noch ein paar Kilometer Buckelpiste und zwei Gewässerüberquerungen trennten uns von unserem Ziel. Victoria Island legte uns aber fortfahrend Steine in den Weg und setzte uns mit arktischem Wetter zu. Davon ließen wir uns nicht aus der Ruhe bringen und hielten durch. Nach 18 Tagen erreichten wir unser langersehntes Ziel; die weltweit größte Insel in einem See auf einer Insel in einem See auf einer Insel! Es fühlt sich heute immer noch surreal an, dass wir all diese Anstrengungen auf uns genommen hatten und wahrscheinlich die ersten Menschen auf der Insel waren (Wir fanden nichts, was uns Gegenteiliges annehmen ließ und ohnehin schien niemand auf Victoria Island diese Inception Island zu kennen). Wir werden noch viele Jahre von diesem Abenteuer zehren können. Und das völlig zu Recht!
Das erfolgreiche Ende der Expedition.
Reflexion und Dank: Das Ende einer epischen Reise
Ich persönlich habe mich innerhalb des Teams nicht grundlos für das Schreiben des Blogs für reacha eingesetzt, bin ich wohl der größte Fan: Von Anfang an gefiel mir unser Transportmittel sehr und es war mir stets ein großes Anliegen, meinen reacha auf der Third Order Island zu sehen. Dass das für uns alle geklappt hat und wir ihn dazu auch noch mittels Packrafts über unzählige Gewässer (Seen, Flüsse und gar das Meer) transportieren durften und mussten, war eindrucksvoll, kräfteraubend und hat jede Menge Spaß gemacht. Nun bin ich gespannt, wohin es mit dem reacha als nächstes geht! Die Herausforderungen der Expedition (und auch der Flüge!) hat er auf jeden Fall gemeistert.
Da wir nicht vorhatten, den Rückweg nach Cambridge Bay aus eigener Kraft anzutreten, ließen wir uns nach zwei Tagen Regen und einigen Nachforschungen von einem kleinen Wasserflugzeug abholen. Auf dem Rückweg machten wir Zwischenstopp, um unser zurückgelassenes Gepäck einzusammeln. Damit endete dieses Abenteuer, und ein neues begann: Aufgrund von Waldbränden in der Nähe von Yellowknife in Kanada würden uns zwei Wochen neuer Erfahrungen und Abenteuer in Cambridge Bay erwarten. Die Rückkehr nach Deutschland wurde durch die Feuer im Norden Kanadas vorerst vereitelt, sodass wir die reacha durch Cambridge Bay führten. Abschließend möchte ich mich für die tolle Zusammenarbeit mit reacha bedanken! Trotz der ein oder anderen notwendigen Planänderung unsererseits, ging reacha stets flexibel und geduldig auf unsere Vorstellungen ein und machte die Expedition erst möglich! Zu erwähnen ist noch, dass der Umbau des reacha in Eigenregie durch uns vorgenommen wurde. Üblicherweise finden sie ihren Einsatz in anderen Gefilden und sind nicht vorzugsweise für den Einsatz in arktischem Gebiet gemacht: Aber so ein reacha kann eben auch wandelbar sein, sodass es uns eine Ehre war, ihn zweckentfremden zu dürfen. Danke dafür :)
Mit dem Wasserflug geht es wieder nach Hause.
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